2 Brothers Cafe

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Megha: Hallo Adriano, bei Becoming Dortmund geht es darum, dass Dortmunder*innen erzählen, wie sie hergekommen sind. Wie vielleicht Dortmund ihr Arbeiten geprägt hat und warum sie nach Dortmund gekommen sind oder ob sie schon immer in Dortmund leben und wie sie es sehen. Von dir, weiß ich, dass du nicht schon immer in Dortmund lebst. Wann bist du gekommen? Und von wo bist du hergezogen? Und wie war das für dich?

Adriano: Ich bin vor genau sechs Jahren in Dortmund angekommen. Und ich bin aus Brasilien hierhergekommen, aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Sao Paulo. Bauru heißt sie. Die Stadt, aus der auch Pelé kommt. Ich habe Journalismus studiert, und kurz vor meinem Abschluss gab es einen Streik der Professoren und ich konnte meinen Abschluss deshalb nicht machen. Dann habe ich mich überall beworben, wo ich konnte. Und Dortmund hat mir tatsächlich gesagt komm vorbei. Und in einem Monat hatte ich meine Koffer gepackt und bin abgehauen. Ich wusste nicht, was hier ist oder was hier abgeht. Das war so „ich geh nach Dortmund, tschüss“. Es war aufregend, gleichzeitig traurig, weil ich mein Land verlassen musste. Aber ich dachte auch „geil, es fängt etwas neues an“. Ich kenne hier niemand. Ich habe tausend Möglichkeiten.

Megha: Und dann bist du in die Nordstadt gezogen.

Adriano: Genau. Ich bin in die Nordstadt gezogen, ohne zu wissen, was die Nordstadt ist. Stadtteil, geile Ecke, gemütlich, schöne Wohnungen günstige, irgendwie. Und ich musste umziehen. Ich habe meine Kontaktperson in der Uni gefragt wo ich suchen kann und sie meinte auf keinen Fall in der Nordstadt, weil da wirst du abgezogen. Und ich dachte irgendwas ist faul. Ich wohne da, ist voll entspannt, und es wird so gezeigt als eine no-go area. Und es hat mir irgendwie die Nordstadt sympathischer gemacht, als ich das gehört habe, weil ich meinte, es ist nicht so. Und ich bleibe, hier ist der Platz, wo ich ankommen soll. Und hier habe ich auch die Ähnlichkeit von Dortmund und Bauru gesehen.

Ich finde, das sind zwei mittelgroße Städte mit Potenzial und talentierten Menschen ohne Ende und nicht wirklich was passiert. Es gibt wirklich Möglichkeit, aber es geht nicht voran. Ich habe das Gefühl, ich bin sechs Jahre hier und es hat sich nichts verändert. Und ich habe wirklich so ein Bauru Gefühl hier, es ist nur ein anderer Staat, andere Sprache, anderes Land. Aber das sie ähnlich funktioniert. Wir nennen Bauru brasilianisches Springfield von Simpsons. Und Dortmund ist auch irgendwie so ein deutsches Springfield.

Megha: Springfield bedeutet da passiert nicht viel?

Adriano: Da passiert nicht viel, aber gleichzeitig passieren Sachen, die absurd sind.

Megha: Und warum bist du dann in Dortmund? Also wie war es jetzt in der Uni zum Beispiel war das anders für dich als in Sao Paulo an der Uni?

Adriano: Ja, das war anders, weil ich habe Journalismus studiert in Brasilien, das heißt die Sprache sehr gut gekannt.

Megha: Du hast Journalismus in Brasilien studiert und hier mit Fotografie angefangen. Wegen der Sprache oder warum hast du das gemacht?

Adriano: Genau, Textjournalismus, also Fernsehen, Radio, ein bisschen Oldschool. Da war das Internet noch nicht so krass wie heute. Ich wollte schon immer eher in die Dokumentation, wollte Fotos machen aber hatte keinen Zugang weil es zu teuer war. Und hier bin ich, plötzlich kann ich die Sprache nicht, hab irgendwie so eine Hintergrundidentität. Ich weiß Sachen und ich kann mich nicht ausdrücken. Und das war das erste Mal, ja ich habe mich tatsächlich dumm gefühlt, weil ich konnte mich nicht ausdrücken.

Ich habe auch die Gespräche nicht verstanden. Das war so Scheiße, so wieder von Null.  Ja, das war anders. Ich kann mit Bildern und Videos Sachen zeigen. Es schon damals ein Traum von mir Regie zu machen.

Dieses Annehmen von andere Perspektiven. Warum machst du es nicht so? Und mit der Zeit, als ich mehr Deutsch gelernt habe. Ich dachte so die wollen, dass ich das irgendwie mache, wie es hier gemacht sein muss. Und da habe ich immer versucht, dagegen zu gehen. Warum auch immer, das war halt trotz, so.

Ich möchte meine Perspektive zeigen und meinen Blickwinkel über die Sachen.

Megha: Und gibt es da bestimmte Themen, die dich besonders interessieren  für Dokumentationen und Geschichten?

Adriano: Ja, auf jeden Fall. Musik hat mich sehr interessiert, so Musiker halt, wie die so leben. Das sind Leute, die immer unterwegs sind. Ich habe mich irgendwie damit verbundenen, seit ich hier bin. In einer Band sind fünf verschiedene Nationalitäten, und man ist irgendwie zu Hause unterwegs. Und auf jeden Fall Migrationshintergrund Thema, so Geschichten von Leuten, die auch nicht von- weil ich war das ganze Leben ein Einheimischer. Und plötzlich bin ich Ausländer geworden. Ich bin nicht als Ausländer geboren. Ich bin das geworden und ich dachte ich muss jetzt mit dem Thema mich beschäftigen, auch um es für mich selber zu verstehen was es bedeutet, Ausländer zu sein. Oder der bist du auch Deutsch, weil meine Mutter Deutsch ist. Es war so wer bin ich. Identität, Migration und Musik hat auch etwas damit zu tun, so wegen diesem ganzen Hin und Her.

Megha: Wenn ich deine Arbeiten verfolge, dann fotografierst du vor Allem Schwarze Künstler*innen, Schwarze Musiker*innen. Hat das einen bestimmten Grund für dich?

Adriano: Ja, auf jeden Fall. Der erste ist das Karma zu reinigen. Ich habe irgendwann entdeckt, meine Mutter ist Deutsche, meine Oma und Opa waren auch deutsche. Er war bei einem Einsatzkommando während der NS Zeit. Er war nicht so ein Soldat, der da war, weil der rekrutiert wurde. Er hat es gerne gemacht. Und es ist ein Thema, für das ich gefühlt Schuld habe, obwohl ich nichts dafür kann. Aber ich dachte, Adriano, du kannst die Vergangenheit deines Uropas nicht verändern. Aber du kannst trotzdem einen kleinen Teil verändern. Er hat  gewünscht, dass keine Ausländer hier sind oder keine Juden, keine Schwarzen, keine Homosexuellen, und jetzt arbeite ich für solche Menschen. Das sind Menschen, die-er hat es nicht erreicht sein Ziel. Jetzt sind diese Menschen größer als ich, die China zum Beispiel, die erste schwarze Künstlerin mit der ich gearbeitet habe. Ihre Familie, der Uropa war Sklave, die Welt hat es so gemacht. Und ich denke krass, wenn ich ein kleiner Teil davon sein kann, das ist für mich cool. Dann denk ich wieder daran mein Karma zu reinigen oder das Ziel meines Uropas zerstören. Wenn er jetzt auf die Erde guckt denkt er so kacke, hat nicht geklappt. Mein Urenkel ist Ausländer und arbeitet für Schwarze Künstler, so fuck ich hab verkackt.

Megha: Und ist das ein Thema, über das du irgendwie sprichst?  Hast du da auch Gespräche in Dortmund geführt oder irgendwie in anderen Räumen? Ist das was, was dich verbindet, auch noch mal mit anderen Menschen?

Adriano: Ja, auf jeden Fall. Ich bin zu dem Curl Collektiv gekommen. Durch diese Bilder, Princela Biyaa, die ich da noch nicht kannte hat mich eingeladen, um auszustellen und ich war so ich kann das nicht machen. Ich meine ich bin weißer als der Frischkäse. Danke für die Einladung, aber ich will das irgendwie anders unterstützen. Ich hätte die Gruppe von ihr gerne früher kennengelernt., Es war auch Pandemie, ich konnte nicht mehr international arbeiten. Geil, jetzt kann ich mit lokalen People of Color arbeiten. Das ist irgendwie noch geiler. Aber das sind Leute, die vielleicht mehr brauchen als die Leute, die groß sind. Ich bin immer noch für dich übelst dankbar, weil durch dich habe ich Kontakt zu  Richard, zu Sarah. Wir haben so viel- nachher Fresha- gemacht, ich dachte geil, ich kann irgendwas auch für Dortmund einen kleinen Teil mitmachen, beitragen.

Megha: Das heißt du hast auch immer ein Anliegen und dieses ist aber nicht etwas, was im Fokus steht. Also du sagst nicht, du bist Schwarz, deshalb mache ich das. Du hast das in deinem Hinterkopf, immer. Aber du siehst Leute und denkst dir ach cool, da kann ich mit meiner Expertise reingehen, und Sichtbarkeit schaffen.

Adriano: Auch von dem Grund das ich glaube, dass sehr oft werden Schwarze Menschen schlecht gezeigt werden oder nicht nur schlecht sondern so ein positiver Rassismus. Ich dachte, wie kann man das zeigen? Einfach Platz geben. Das klingt jetzt auch falsch, wenn ich sage, dass ich Platz gebe. Aber wie kann man das nicht darstellen? Wie heißt das? Abbilden? Ey hier so ohne- einfach

Megha: Ja, also tatsächlich die Personen sehen, unabhängig davon. Und Gleichzeitig aber zu wissen, dass es etwas schwieriger ist. Das darf man nicht vergessen. Da gibt es ja auch so eine Dichterin, Pat Parker, die sagt, wenn du eine gute Freundin für mich sein willst, dann vergiss nie, dass ich schwarz bin. Aber wenn du eine gute Freundin für mich sein willst, dann vergiss, dass ich schwarz bin. Sie sagt beides und ich glaube, das passt sehr gut zu dem, was du gerade gesagt hast.

Adriano: Man findet sich auch in dem Platz. Mach ich jetzt das Drehen halt so vergiss nicht, dass ich schwarz bin, aber vergiss, dass ich schwarz bin. Ich denke so, wie macht man das? Wie kann ich korrekt sein? Aber der Satz ist geil. Ich habe nie so gehört, aber ich denke auch oft Ja, jetzt ist im Moment, dass ich vergessen soll, ab jetzt muss man sich positionieren und was sagen. Cool.

Megha: Da gab es auch mal eine Person, die meinte bevor ich irgendetwas mache, muss ich mich fragen, wer ich eigentlich gerade bin. Und ich finde, das passt auch ziemlich gut. Weil in jeder Situation kann man ja jemand anderes sein. Plötzlich ist man in einer Position, die super machtvoll ist. Was macht man dann? Oder plötzlich ist man in einer Situation, wenn man plötzlich zum Ausländer gemacht wird. Dann denkt man, was macht man jetzt so. In irgendeiner Situation ist man ein Mann. Also irgendwie so verschiedene-sich selbst auch so ein bisschen kennenlernen und dann zu merken, was bedeutet das jetzt eigentlich für meine Welt um mich herum vielleicht.

Adriano: Und es gibt einen Moment, in dem man in einer besseren Position ist, weil ich bin gleichzeitig Ausländer, aber ich bin immer noch weiß, ich bin immer noch ein Mann und ich denke so als Ausländer kann ich das machen, aber als weißer Mann ich muss auch wissen, wie ich verantwortlich damit umgehe, also nicht Kacke bauen.

Megha: Ja voll interessant, weil ich finde, das drückt sich voll in deinen Bildern aus. Ich finde die Art und Weise, wie du fotografierst ist so unglaublich- erstmal wertschätzend. Ich merke, wenn ich die Fotos sehe, dass die Leute ein gutes Gespräch mit dir vorher hatten. Ich habe das Gefühl, das ist so persönlich,  ich kenne die Person,  die das Foto gemacht hat und das dachte ich sogar, bevor ich dich kennengelernt habe. Ich dachte cool, diese Person ist in der Lage, einen Menschen zu sehen, der vielleicht Musiker ist und vielleicht noch was anderes. Aber vor allem erst mal diese Personen auf diesen Bildern, und das finde ich ist sehr sichtbar. Vielleicht willst du dazu etwas sagen, was das vor dem Fotografieren passiert für eine Bedeutung für die Fotos oder deine Arbeit hat?

Adriano: Vertrauen erstmal, dass die Person weiß okay, hier bin ich, hier kann ich ich sein. Ich muss mich hier nicht verstellen. Ich fühle mich wohl, das versuche ich immer zu verbreiten, weil es ist ein sehr intimer Moment, ein Foto zu machen, das ist auch für sehr viele Leute vielleicht unangenehm. Das ist wichtig. Das ist für immer, das ist keine irgendwann kaputt gehende Datei. Und ich möchte, dass diese Person sich wohlfühlt und dass die gut dargestellt ist. Und das ist wichtig. Es wird immer erst mal viel, geredet, abgehangen, Bier getrunken, irgendwas gemacht, bis dieser Moment kommt. Okay, ich vertraue dir.

Megha: Und was hat es damit auf sich, dass du ziemlich viel in öffentlichen Räumen fotografierst? Also selten in geschlossenen Räumen oder wenn ein geschlossenes Studios auch. Aber nicht bei dir. Hat das auch ein Grund für dich?

Adriano: Ja, weil da bin ich gemütlich. Und wenn die Leute kommen, dann bin ich in der Position. Ich muss mich abchecken, ich muss wissen, was abgeht. Und ich werde die Person kennenlernen. Es kann auch on Tour sein, das ist auch irgendwie ein Zuhause für bestimmte Menschen, oder ein Porträt oder ein Film bei jemandem zuhause. So ein eigenes Schlafzimmer. Man muss mit Respekt umgehen, weil du betrittst einen Platz, in dem ich die Machtposition nicht habe. Ist wie Fußball, wenn du zu Hause spielst, es ist einfacher zu gewinnen. Und ich gehe. Ich gehe zum nicht gegeneinander. Weil es ist keine Fußball. Aber ich gehe dahin, so.

Megha: Du lässt dich einladen?

Adriano: Genau. Weil dann lernt man die Person auch besser kennen, so.

Megha: Und es ist bei dir ja auch noch mal sehr wichtig, die Dimension von Schnelligkeit. Du bist sehr, sehr schnell. Was bedeutet das?

Adriano: Es ist wirklich ein Schnappschuss, es ist wirklich eine Fraktion von Sekunden, die passiert, sobald man posiert ist. Die Person ist nicht oft so, deshalb muss ich schnell sein, es muss auch reibungslos ablaufen, denn ich will keine Zeit von jemandem nehmen, weil ich will weiterquatschen. Ich will weiter auch leben wie die Person und zusammen Zeit haben. Komm, wir machen jetzt fünf Stunden hier ein Foto, und das Foto ist da. Man guckt auch gut, so. Ich weiß nicht, ob das sich erklärt.

Megha: Doch das erklärt sich voll. Das ist ja sozusagen, wenn du Fotos machst, aber du bist ja tatsächlich auch danach bisher immer sehr daran interessiert, dass die Leute sehr schnell an ihre Fotos oder an ihr Material kommen. Gibt es da einen Grund für oder sagst du einfach ja, damit die Leute zufrieden sind oder anderen?

Adriano: Ich weiß, dass es wichtig ist, ein Foto kann für immer sehr wichtig sein, wenn die Person zufrieden damit ist, weil wir sind heute sehr vernetzt mit sozialen Medien und alles möglich. Und das kann auch ein Argument sein, so ich habe ein gutes Foto von mir. Ich fühle mich da gut, fühle mich da hübsch, stark. Ich poste das, ich kriege Liebe zurück. Deswegen so schnell, so hast du schon. Das gehört auch dazu, das wohlfühlen.

Megha: Ja ich finde dabei kommt es irgendwie voll so raus, dass du nicht nur abbildest. Du hast vorhin gesagt abbilden. Aber du bildest ja gar nicht ab, sondern du nimmst eigentlich den Moment auf in einer Begegnung. Und du hast gemeint, es gibt ein Projekt, das für dich in Dortmund begonnen hat, ja, aber dann weiter ausgebreitet ist. Was hat es damit auf sich?

Adriano: Ich, es wird ein bisschen länger, aber ich erzähle. Als ich in Sao Paulo noch war, wollte ich eine CD von Wynton Marsalis, einem Trompeter aus New Orleans kaufen. Das hat zu viel Geld gekostet, es war so eine spezielle Box mit fünf CDs. Es hat 900 Reais gekostet, das ist so 200 Euro. Ich war so fuck ey, das ist zu teuer.

Nach vier Monaten in Deutschland hat dieser Typ hier gespielt. Ich habe mich da im Konzerthaus versteckt, in den Toiletten, tagsüber beim Soundcheck. Und irgendwann bin ich raus gekommen, hab so getan, als würde ich dazugehören. Ich könnte Bassist sein, ich bin aus Brasilien. Und er so hermano, Und dann hat der der Chef da gesagt Hey, ihr kennt euch, alles gut. Ich habe diese Leute fotografiert. Ich hab angefangen, diese Action zu machen, so Reinkommen, Domizil auf, Reinkommen. Die Leute fotografieren mit denen abhängen, und dann hat mich irgendwann nach mehreren Konzerten eine Künstlerin, China Moses eingeladen, mitzufahren, weil ich hier war, sie getroffen habe und sie meinte so hey, geile Bilder. Willst du mit mir fliegen? Und wir haben auch hier sogar zusammen ein Film gedreht. In Brasilien hätte ich das nie geschafft, so ich bin nicht für Dortmund dankbar, aber hier gibt es einen Markt dafür und ich hätte die Leute in Brasilien nicht kennengelernt. Ich wäre immer noch arbeiten, um Geld zu sammeln und diese CD zu kaufen. Und hier hatte ich mit den Typ zusammen gesessen, und es hat nichts gekostet und schafft mir noch Möglichkeiten. Und ich will mir natürlich noch die CD kaufen. Aber das ist so ich kann den live sehen und ich kann den umarmen. Das war so eine große Erlebnis, wenn man etwas schafft, Errungenschaft ja.

Megha: Und aber bis dahin getourt mit ihr? Mit China Moses?

Adriano: Mit ihr und dann mit anderen Künstlern, die durch Sie auch gekommen. Ich war vor Corona, die ganze Zeit unterwegs und sogar nach Los Angeles, New York, Florida, Europa überall, fast alles mit schwarzer Künstler*innen so ich dachte geil, Dortmund hat das ermöglicht und Vereinfacht  durch diese Aktion, dass ich hier Kontakt so habe, das hier so, wie heißt das in die Karte steht so von die Musik. Die Tournee.

Megha: Du hast vorhin gesagt ich habe das Gefühl in Dortmund geht es nicht weiter. Was könnte das den alles für Dortmund sein? Es gibt viele Sachen, die passieren und cool sind und zusammenpassen. Hast du das Gefühl, wie kann das alles zusammen gehen? Oder Hast du schon ne Idee die ganze Zeit?

Adriano: Ich frage mich das die ganze Zeit so. Wie kann man die Leute irgendwie verbinden? Weil gibt es echt coole Sachen. Und ich habe das Gefühl, dass ein bisschen unorganisiert und es passiert drei Monate nichts. Dann gibt es eine Wochenende überall irgendwas und ich denk mir so Leute, Warum redet ihr nicht zusammen? Machst du eine wie die UNO sitzt alle zusammen, so um einen Tisch rum, macht einen Plan. Es fehlen irgendwie die Gespräche. Ich bin keine Dortmunder, kenne die Stadt noch nicht so gut um das zu kritisieren. Aber das war ein Eindruck. Vielleicht bin ich falsch, aber das könnte irgendwie besser sein. Wir sind eine Studentenstadt, auch ein junges Stadt, man spürt das nicht.

Bei uns gibt es keine Züge mehr, ist alles kaputt. Hier gibt es den Bahnhof und gibt es diese Zuglinie, und das ist eine unsichtbare Mauer. Und das trennt die Welt und das passiert oft in Deutschland. In Hamburg wie auch in Dortmund, gehst du zum Bahnhof und auf der Südseite Ist alles schick, alles schön, alles weiß alles hell. Und sobald man zu die anderen Seiten geht, man findet Underdog und das ist schwierig diese Welten zusammenzubringen. Ich habe das Gefühl, vielleicht ist naiv von mir, in anderen Ländern und größeren Städten ist es ein bisschen anderes. Ich habe das Gefühl, in Holland geht es den Ausländern besser, als uns. Ich weiß nicht, wie man das machen kann. So naiv, dass jetzt für so diese Weltsicht bin. Aber der Bahnhof ist ein deutlicher Trenner in der Stadt.

Megha: Krass, hab ich nie so gehört, aber stimmt, wenn du das sagst, sehe ich das plötzlich auch.

Adriano: Wenn Du über die Bahnhof das merkst. Das ist wirklich krass. Die Berliner Mauer. Dortmunder Mauer, nicht nur in Dortmund.

Megha: Und gibt es eine andere Stadt in Deutschland, wo du sagen würdest da hat es geklappt, dass es nicht so ist.

Adriano: Ich war letztens in Leipzig, ich habe gehört überall drum herum ist wirklich rechte Kacke Arschlöcher. Aber Leipzig ist eine Blase sowieso. Ich habe das Gefühl, da alle kommen. Ich war auch kurz da, deswegen, mein ich wenn man hier wohnt, man spürt es mehr. Ein Linker Blase, dass die Leute kommen, gut blau. Ich habe so Begegnungen kurz erlebt, ich dachte so geil. Nicht darüber gelacht woher kommst du das so einfach so gemein, erst Mal, das ist ein Mensch so. Aber ich habe keine wirklichen Daten und Fakten- Aber ein Gefühl halt.

Megha: Ja, ja, ja. Aber ich finde in Dortmund, als ich neu hergekommen bin, weil ich nicht- oder frisch hergezogen bin, hatte ich das Gefühl, das ist so eine schwere in der Luft. Und ich weiß nicht, was diese schwere ist, und es wurden ja so neue Gebäude gebaut, hier vor allem so am U und da war mal so eine Person, die lange nicht da war in Dortmund, so wohnt in Münster, meinte so Boa krass ist ja voll schick hier in Dortmund geworden und ich dachte so ja, aber irgendwie hat sich das Gefühl nicht verändert. Also ich habe das Gefühl, es wird einfach über irgendwas drauf gebaut.

Es ist aber nichts weg.

Adriano: Das wird der Staub unter den Teppich gefegt. So der ist immer noch dreckig. Der Teppich wird nur noch höher. Ja, das stimmt. Ich habe das auch von mehrere Leute schon gehört, auch von vielen Migranten. Sie sagen eigentlich seit ich hier bin irgendwie stehen. So letztens den Begriff gehört steh ich in nem Hamsterrad. Und ich dachte ja krass ey. Hamsterrad so.

Megha: Drehst dich die ganze Zeit, aber kommst nicht vorwärts.

Adriano: Geil, dass wir Dortmund kritisieren können.

Megha: Aber ich meine, das ist ja auch ein wichtiger Teil, wenn man Dortmund werden möchte zu wissen, welche Freundschaft geht man ein und welche nicht.

Adriano: Dafür danke ich Dortmund nicht. Aber ich habe wirklich geile Leute hier kennengelernt, die auch irgendwie nicht den gleichen Struggle haben. Vielleicht noch Schlimmer. Aber die das Gleiche empfinden und dadurch habe ich so eine ganz kleine Blase gefunden und ich dachte so geil. Hier gibt es Leute, die gleich denken, und ich habe das Gefühl und immer noch Hoffnung, dass das größer wird und ich sage immer ich bin kein Pessimist irgendwann wird Dortmund hoffentlich auf die Karte kommen und sagen guckt zu uns halt. Aber man muss auch sein, wie man ist hier und nicht versuchen, etwas anderes zu werden, denn hier ist ein Meltingpot. wir müssen das wirklich ausnutzen. Ich hab das Gefühl das viele Ausländer auch durch die Zeit blöd werden. Durch diese schwere unsichtbar und man denkt so krass. Du bist jetzt voll dabei. Ich habe das selber gesehen und dachte krass, ich darf nicht mehr so sein, wie man Zuhause ist. Ich muss mich anpassen, das ist Integrationsgeschichte. Ich kann Scheufeller kochen. Das ist ein badisch fränkisches Gericht. So wie integriert soll man noch sein? Ich kann Reinartz lesen, ich kann die ganze Kacke mitmachen. Aber das reicht nicht so. Jetzt rede ich ein bisschen.

Megha: Vielen Dank, Adriano, für das schöne Gespräch.

Adriano: Danke dir.

Adriano Vannini
Becoming Dortmund

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